![]() ![]() Eines sollte allmählich klar geworden sein: Solange man nur beliebige Formen anbietet, ohne diese einem übergeordneten Ordnungsprinzip zu unterwerfen, entstehen allenfalls Solitäre, aber meist ein unbefriedigendes Sammelsurium von Gebautem. Bei allem Respekt vor der individuellen Leistung können solche Werke keine allgemeine Gültigkeit beanspruchen. Und um dieses Problem geht es hier in diesem Haus und bei allen meinen Entwürfen. Jede Form, vor allem aber jede bauliche Form ist ein Bedeutungsträger, weil sie im Betrachter bestimmte Assoziationen erzeugt. Und weil nun die Architektur eine Unzahl Bedeutungsträger liefert, steht sie in der vollen Verantwortlichkeit dem Menschen gegenüber. Unbewusst ist dies jedem Architekten klar, und deshalb neigt er dazu, sich in sichere Formenwelten zurückzuziehen und sich Modeströmungen zu unterwerfen. Auch und gerade die Moderne hat eine solche sichere Formenwelt angeboten und ist dadurch auch zur Mode geworden. Fruchtbare neue Formen wird es also nur geben, wenn sich die Formen zu Bedeutungsträgern entwickeln und bei Bedarf auch additiv einsetzen und in ein Ganzes integrieren lassen. Dies setzt jedoch eine strenge Begründung dieser Formen voraus und erfordert bei ihrer Verarbeitung zu additionsfähigen Elementen ihre Stilisierung, um den Sinn und die Bedeutung nicht zu banalisieren und um nicht in Beliebigkeit und Willkür zu verfallen. Wer sich auf dieses offene Meer der Formen hinauswagt, tut also gut daran, sich einen Leitstrahl zu verschaffen, an dem er sich orientieren kann. Und dies ist umso nötiger je weiter man sich von den vorkartierten Routen entfernt. Ich glaube, dass die Formen als Bedeutungs- und Sinnträger bewusst gemacht werden und eine Übereinstimmung gefunden werden muss, sie als solche einander zuzuordnen, damit sie sich als Ganzes und nicht nur als einzelne Bruchstücke dem Benutzer und Betrachter erschließen. Deshalb die Methode "Thema". Unter dem Begriff "Thema" können wir nun eine Fülle von Assoziationen und Assoziationsketten fassen. Wenn wir akzeptieren, dass Architektur imstande ist, derartige Assoziationen zu erzeugen und Bezug zur Dynamik und zum Ablauf des menschlichen Lebens herzustellen, indem sie ihren Formen Deutung und Bedeutung gibt, haben wir mit dem Begriff "Thema" das Ordnungsinstrument, das vor unkontrollierten Formenwucherungen bewahrt, aber bewußte Formenvielfalt nicht behindert. Umso mehr, als das "Thema" zur Eindeutigkeit zwingt, weil es adäquate Formen fordert und neue Gestaltelemente provoziert. Meiner Ansicht nach ist jede Kunst, besonders auch die Baukunst, ein Habitat des Numinosen. Dieser Sachverhalt wird heute vielfach geleugnet, ist aber deshalb nicht weniger bedeutsam. Dieser Umstand hilft und zwingt ganz besonders zur Eindeutigkeit, wie es oben formuliert, da unter dem Bewusstsein eines grösseren Zieles keine Ungenauigkeiten zulässig sind. Und wir sollten uns auch nicht verstecken hinter der Geometrie (Senkrecht/Waagrecht) und meinen damit sei es getan. Die Frage nach dem Numinosum bleibt bestehen und soll nicht beantwortet werden, aber gerade Kunst kann eine Ahnung erzeugen, die weitergefragt im religiösen und der Religion weiter dargestellt wird. Wir als Architekten, die einen direkten Bezug zum Menschen haben, sind auch aufgefordert, für den Menschen Antworten zu finden. Diese Bedeutungen habe ich in meinen Arbeiten :
im einzelnen beschrieben.
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