Die Beschreibung Nun ist es aber keineswegs so, dass der Gestaltungsansatz "Thema" auf den allerpersönlichsten Bereich, nämlich das Wohnhaus, beschränkt bleibt. Ich habe einen Wettbewerbsentwurf für das Landtagsgebäude von Nordrhein-Westfalen erarbeitet, mit dem ich zwar keinen Preis, aber doch die Aufmerksamkeit einiger Architekturkritiker gewonnen habe. Gedanken wie Macht und Ordnung, Kontrolle der Macht, Auseinandersetzung der politischen und kulturellen Kräfte, Demokratie und Veränderung lieferten mir die Themenkette. Deshalb erhielt der Verwaltungstrakt mit den an die römische KLassik erinnernden Bogenstellungen Elemente der machtvollen Organisation, die aber durch Neigung aus der Starrheit gelöst sind, weil sie sich dem Willen zur Kontrolle und Veränderung zu beugen haben. Dem schloss sich der Bereich des Parlamentes an, in dem die neuen Formen des Zusammenlebens errungen werden und der zeigen sollte, wie die alten Formen eingeschmolzen und neue gebildet werden. Und schliesslich sollte der danebenstehende Fernsehturm - Hinweis auf Dominanz und Macht - in eine erweichte Form zerlegt und umgelegt werden. Als bewältigte Macht wird diese Form zum Eingang in das Parlamentsgebäude. Vielleicht würde man den Entwurf heute schon besser verstehen, weil jetzt auch die Dekonstruktivisten Türme umlegen und Brücken so schräg stellen, dass sie zu Türmen werden. Sie wollen damit die vormals unbemerkten spaltenden Eigenschaften hervorkehren und, wie die positive Kritik hellsichtig sagt, "thematisieren", also zum Thema machen! So ganz allein bin ich mit meinen Vorstellungen also gar nicht.
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