Landtag NRW

Das Kunststoffhaus

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Das ist die Ansicht vorne.   
Zur Verwendung kamen 7 Haupteile  
Frontsicht

Das Fensterteil, aus einer Form  
wurde für alle Fenster verwendet.  
Durch Drehen bekam es seine  
Variabilität.  

Oben und Unten sind Lüftungen  
eingebaut, die Vorform eines heutigen  
Passivhaus.  
Ausschnitt aussen

Die Tragkonstruktion sind Leichtbauträger
die eingehüllt wurden durch Kunststoffschaum und die Polyesterteile
wurden durch kunststoffarmierte
Metallschienen befestigt.
Als Dichtungsabschluss ist ein
Kunststoffprofil verwendet.
Trägerkonstruktion
Sicht von Hinten
Die Ansicht von Hinten.
Die Elemente wurden so konstruiert, dass sie
durch Drehung ebenso verwendet werden
konnten. Das ermöglichte eine wesentlich
grössere Gestaltung des Hauses.
Wandschnitt
Dies ist ein Schnitt durch die Wand.
Zwischen der Aussenhaut, die etwa
3 mm stark war, ist Platz bis zu 20 cm
Schaumkörper vorgesehen.
Man muss sich vorstellen, dass man sich
damals noch keine Gedanken über
Energieersparnis  machte, aber hier
bereits dies vorgesehen wurde.
Bad
und auch hier. Bereits damals habe ich
mir Gedanken gemacht über die
Vorfertigung sanitärer Einrichtung.
Eine Sitz-Duschwanne, die sehr gut
funktionierte.
Sicht Seite
Hier die Seitenansichten mit den
wichtigsten Teilen.
Front hinten
In den Sechzigern waren Architekten wie Schmid fasziniert von den Möglichkeiten, die das Bauen mit Serienteilen bot. 1963 entwarf er sein Plastikhaus, das nicht nur vollständig vorgefertigt, sondern auch wegen des verwendeten Materials leicht transportierbar war, so daß der Bauherr samt seinem Haus umziehen konnte. Es war das erste Haus seiner Art in Europa und erregte dementsprechend Aufmerksamkeit.

Die Serienteile waren rechteckige Elemente aus glasfiberverstärktem Polyester in den Modulormaßen, der Maßkette von Le Corbusier, 2,26 auf 2,96 Meter, ebenso breit waren die Teile für Türen und Fenster. Dach und Boden bestanden aus quadratischen Elementen von 2,26 auf 2,26 Meter. Zur Herstellung der Elemente wurde ein Gipsmodell über einem Holzrahmen konstruiert, von dem die Negativform in Polyester abgenommen wurde. In dieser Negativform wurden die Elemente gegossen, dann auf ein Stahlgerüst montiert und verschraubt. Auf der Innenseite wurden sie zur Isolierung mit Glasfaser ausgekleidet und mit Polyurethan ausgeschäumt, danach mit Preßspanplatten abgedeckt. Zusammenmontiert ergaben sie einen Quader, der nach den Wünschen des Bauherrn durch sandgefüllte Holztrennelemente oder durch Schränke abgeteilt werden konnte. Der Grundriß war vollständig flexibel.

Ebenso flexibel war die Gestaltung des Baukörpers. Die Elemente konnten durch Aussparungen Fenster und Türen aufnehmen; diese Elemente gestaltete Schmid frei, so dass die Gleichförmigkeit der Fassade unterbrochen und akzentuiert wurde. Weitere Gußformen in den vorgegebenen Maßen erlaubten größere Variation, in den Fensterelementen zum Beispiel, die in der oberen Hälfte vertieft und gerundet waren und durch die Ausführung der unteren Gußform entweder Fenster oder Balkone ergaben.

Das Haus bewohnte Schmid elf Jahre mit seiner Familie, es stand am Stadtrand von Biberach wie eine fantasievoll gestaltete Zigarrenkiste auf Stelzen. 1975 wurde es verkauft und abgerissen. Dem Architekten blieb sein Name »Plastik-Schmid«, der sich für seine spätere Entwicklung als bedeutsam erweisen sollte, nicht weil er Häuser aus Plastik baute, sondern weil er plastische Formen verwendet, die sein Kennzeichen werden sollten.

Während bei Schmids Plastikhaus die totale Vorfertigung interessant erschien, zeigt sich in der Ausarbeitung der Details- wie Fenster und Türen - Schmids Unbefriedigtsein mit den formalen Möglichkeiten des rechtwinkligen Rasters. Es hat seine Grenzen, weil es nur geometrische Strukturen zulässt und Schmid mit ihm nur den gleichgültigen Raum eines Eisenbahnwaggons gestalten konnte. Das war der Preis für die Wirtschaftlichkeit, so schien es.
Wenn die seriellen Elemente eine andere Form hätten, mussten sich andere Möglichkeiten der Gestaltung eines Baukörpers ergeben, überlegte Schmid.

Das Plastikhaus von 1963 würde mit seiner 20 cm dicken Isolierung den neuesten Anforderungen für Wärmeschutz genügen. Messungen ergaben ein - besonders im Winter - sehr gutes Raumklima.

Auszug aus dem Buch "Von der Serie zum Gesamtkunstwerk" von Rainer Weller.


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